Bionic µSoil – fruchtbare Böden für kommende Generationen

Landwirtschaftlich nutzbarer Boden ist eine begrenzte und empfindliche Ressource. Erosion, Überbewirtschaftung, Klimawandel und der intensive Einsatz synthetischer Düngemittel haben in vielen Regionen zu Verdichtung, Nährstoffungleichgewichten und Humusverlust geführt. Gleichzeitig fallen große Mengen an Gülle, Mist und anderen organischen Reststoffen an, die bisher nur unzureichend verwertet werden oder zusätzliche Umweltprobleme verursachen.1

Das Bionic µSoil System setzt genau an dieser Doppelproblematik an: Es verbindet die Nutzung biogener Reststoffe mit der gezielten Herstellung eines hochwirksamen Bodenverbesserers, der sich an der legendären südamerikanischen Terra Preta orientiert. Laut Bionic handelt es sich um ein profitables System, das aus biogenen Eingangsstoffen sowohl nutzbare Energieträger als auch einen organischen Dünger erzeugt – und gleichzeitig als CO₂-Senke wirkt.2


Grundprinzip des µSoil-Systems

µSoil ist kein einzelnes Produkt, sondern ein integriertes Prozesskonzept. Ausgangspunkt sind biogene Reststoffe aus Landwirtschaft und Lebensmittelwirtschaft, zum Beispiel Gülle, Stallmist, Pflanzenreste oder andere org

anische Abfälle. Ein Teil dieser Stoffe wird im µFuel-Prozess thermochemisch konvertiert. Dabei entstehen Energieträger (Öle und Gase) sowie eine stabile, hochporöse Biokohle (Biochar).2

In einem zweiten Schritt wird diese Biokohle mit weiteren organischen Materialien und Nährstoffträgern kombiniert. Unter kontrollierten Bedingungen – vergleichbar mit einer präzise gesteuerten Kompostierung – bauen ausgewählte Mikroorganismen das organische Material um, während die Biokohle als Gerüst und Speicher wirkt. Das Ergebnis ist ein humusreicher, krümeliger Bodenverbesserer mit langsam pflanzenverfügbaren Nährstoffen: Bionic µSoil.1,3

  


Eigenschaften und Zusammensetzung von µSoil

µSoil zeichnet sich durch eine Kombination aus stabiler Biokohle und hochwertigem organischem Dünger aus. Ein erheblicher Anteil an „künstlichem Oberboden“ lockert den Ausgangsboden auf und verbessert dessen Struktur. Die humusartige Konsistenz sorgt dafür, dass Nährstoffe in der organischen Matrix gebunden werden und entsprechend dem Bedarf der Pflanzen schrittweise freigesetzt werden können.1,4

Labor- und Felduntersuchungen zeigen, dass µSoil als vollwertiger organischer NPK-Dünger eingesetzt werden kann. Langzeitversuche deuten darauf hin, dass sich der Bedarf an zusätzlichem Mineraldünger nach einigen Jahren deutlich reduzieren lässt, teilweise kann auf synthetische Düngung sogar vollständig verzichtet werden. µSoil ist lagerstabil (typischerweise bis zu zwei Jahre), geruchsarm und weist keine Anwendungseinschränkungen wie unbehandelte Gülle auf.1

Je nach Ausgangsstoffen und Rezeptur können µSoil-Mischungen so eingestellt werden, dass sie für bestimmte Kulturen oder Standorte optimiert sind – von Dauerkulturen und Sonderkulturen bis hin zu Ackerbau, Grünland oder Rekultivierung degradierten Bodens.1,3

 


Agronomische Wirkungen von µSoil

Verbesserung von Bodenstruktur und Wasserhaushalt

Die in µSoil enthaltene Biokohle verleiht dem Boden eine offene, stabile Struktur. Dadurch wird die Durchlüftung verbessert, Verdichtungen werden reduziert und Regenwasser kann besser infiltrieren. Gleichzeitig erhöht die enorme innere Oberfläche der Biokohle das Wasserhaltevermögen – der Boden kann mehr Wasser speichern und in Trockenphasen länger an die Pflanzen abgeben.1,4

Nährstoffdynamik und Pflanzenwachstum

Durch die Kombination aus organischer Substanz, Nährstoffen und aktiver Bodenbiologie wirkt µSoil wie ein „puffernder Speicher“: Nährstoffe werden weniger ausgewaschen, stehen aber dennoch pflanzenverfügbar zur Verfügung. Untersuchungen berichten über verbesserte Wurzelentwicklung, höhere Proteingehalte in Pflanzen sowie über positive Effekte auf Geschmack und Haltbarkeit von Lebensmitteln.1,3

Besonders interessant ist µSoil für erodierte oder ausgelaugte Böden. Hier kann der künstlich geschaffene Oberboden dazu beitragen, verloren gegangene Funktionen – etwa Wasser- und Nährstoffspeicher, Lebensraum für Bodenorganismen – wiederherzustellen und die Ertragsstabilität zu erhöhen.1,4

Hygiene und Geruch

Da die organischen Ausgangsstoffe in einem kontrollierten Prozess umgesetzt werden, werden typische Probleme unbehandelter Gülle deutlich reduziert. In Veröffentlichungen zum µSoil-System werden unter anderem die weitgehende Eliminierung von Antibiotika- und Hormonrückständen sowie eine deutliche Geruchsreduktion genannt.1,9 Dadurch verbessert µSoil nicht nur die agronomische Situation, sondern erhöht auch die Akzeptanz in der Umgebung der Betriebe.


Klimaschutz: CO₂-Senke statt Emittent

Klassische Düngersysteme und die Entsorgung organischer Reststoffe führen häufig zu erheblichen Emissionen von CO₂, Methan und Lachgas. µSoil verfolgt einen anderen Ansatz: Ein Teil des Kohlenstoffs aus den biogenen Ausgangsstoffen wird im µFuel-Prozess in eine stabile, schwer abbaubare Kohlenform überführt (Biokohle). Diese Kohle wird anschließend im Boden über sehr lange Zeiträume gespeichert und entzieht der Atmosphäre damit aktiv CO₂.2,4

In Kombination mit dem Ersatz synthetischer Dünger und der Nutzung von Reststoffen anstelle fossiler Rohstoffe entsteht so ein CO₂-negatives System. Bionic beschreibt µSoil in Verbindung mit der µFuel-Technologie als eines der ersten profitablen Systeme, das zugleich als Kohlenstoffsenke fungiert und damit Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit verbindet.2,8


Integration in das Bionic Technologie-Ökosystem

µSoil entfaltet sein Potenzial vor allem in Verbindung mit den anderen Technologien der Bionic Plattform. Biogene Reststoffe werden im µFuel-Prozess in Energie und Biokohle umgewandelt, während nicht thermisch behandelte Komponenten – etwa feste Gärreste, Stallmist oder organische Nebenprodukte – über Kompostierungs- und Fermentationsschritte in das µSoil-System einfließen. Ergänzend kann ein Teil der Biokohle in µSorb-Produkten für Wasser- und Luftreinigung genutzt werden, bevor sie später wieder im Boden landet.

Damit bildet µSoil die landwirtschaftliche und ökologische Schlüsselfunktion im Gesamtverbund: Es schließt Nährstoffkreisläufe, verbessert Böden, stabilisiert Erträge und wirkt gleichzeitig als dauerhafte Kohlenstoffsenke. Für landwirtschaftliche Betriebe, Biogasanlagenbetreiber oder kommunale Akteure eröffnen sich neue Geschäftsmodelle – von der reinen Bodenverbesserung über regionale Düngerprodukte bis hin zu CO₂-Zertifikaten und Klimaschutzprojekten.

Zusammengefasst ist Bionic µSoil ein Systembaustein, der agronomische, ökologische und ökonomische Ziele miteinander verbindet: fruchtbare Böden, reduzierte Umweltrisiken und ein messbarer Beitrag zur Dekarbonisierung von Land- und Abfallwirtschaft.

Quellen (Auswahl): Zusammenfassung „Bionic µSoil – artificial terra preta“ (2015), verschiedene Präsentationen zu „Arable soil for future generations – Bionic µsoil“, Bionic-Website bionic-world.net (Technologien/µSoil) sowie Blogbeiträge zu Eigenschaften und Vorteilen des µSoil-Systems.1–4,8,9